Europäische Raumfahrt

Charles de Gaulle äußerte sich einmal dahingehend, dass ein autonomer Zugang zum Weltraum für Europa wünschenswert sei. Der bezog sich damit auf eine Unabhängigkeit von den USA und der damaligen Sowjetunion, die große Etats für den während des Kalten Krieges stattfindenden Wettbewerb in Rüstung und Forschung bereitstellten. In der Folge dieser Aussage wurde im Jahr 1964 in London die Organisation ELDO (European Launcher Development Organisation) durch die sechs europäischen Nationen Belgien, Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien und die Niederlande gegründet, Australien war mit der Bereitstellung des Raumfahrtgeländes Woomera beteiligt. Hubert Curien, der in den Jahren 1976 bis 1984 Präsident des Nationalen Zentrums für Weltraumforschung in Frankreich war, gilt als "Vater der Ariane".

Die ersten Raketen der ESA waren noch auf den Namen "Europa" getauft. Aus "Europa 3" wurde schließlich das Modell "Ariane" entwickelt. Die Raketen der Serie Ariane wurden ab 1979 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartet und waren mit einer Quote von 81 - 97 % erfolgreich. "Ariane 6" wird als Nachfolgemodell der "Ariane 5" derzeit entwickelt, und auch eine "Ariane 5 ECB" befindet sich noch in Planung. Die Trägerraketen wurden beständig verlängert, ihre Nutzlast wurde vergrößert und sie verfügen über unterschiedliche Antriebe. Neben Transportmöglichkeiten für Satelliten bieten die Raketen Möglichkeiten, die ISS mit Nahrungsmitteln, Sauerstoff und anderen Gütern zu versorgen.

Neben der ESA, der European Space Agency (Nachfolgeorganisation von ELDO und ESRO), als europäische Weltraumorganisation haben auch einzelne europäische Nationen ein Raumfahrtprogramm. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland auf dem Gebiet der Raketenforschung führend, und in den Jahren zwischen 1957 und 1964 experimentierten die Hermann-Oberth-Gesellschaft e. V. und die Berthold Seliger Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH selbstentwickelte Raketen im Wattenmeer vor Cuxhaven. Eine eigene Trägerrakete entwickelte die Bundesrepublik Deutschland nicht, sondern beteiligte sich am US-amerikanischen Projekt Helios, der Entwicklung und Aussendung von Sonnensonden. Aus finanziellen Gründen sind nationale Raumfahrtprojekte schwierig und werden nur selten durchgeführt.

Im Moment laufen die meisten Projekte über die ESA, an der 17 Nationen beteiligt sind und die sich um die Internationale Raumstation kümmert. Zusammen mit der EU (Europäischen Union) arbeitet die ESA derzeit ein "Europäisches Raumfahrtprogramm" aus im Rahmen dessen die EU im Bereich Weltraum eine eigenständige Kompetenz erhalten soll.